Häufig gestellte Fragen
FRAGEN VON KONSUMENTEN
1. Warum sollte man beim Kauf von Substraten auf torffreie oder torfreduzierte Produkte setzen?
Global betrachtet ist Torf noch immer der meistverwendete Ausgangsstoff für Blumenerden und Substrate. Die Verwendung von Torf ist jedoch mit hohen Treibhausgasemissionen verbunden, welche insbesondere aufgrund von Zersetzungsprozessen während der Nutzung des Torfs als Substratkomponente entstehen. Daher hat Torf meist einen höheren CO2-Fußabdruck als alternative Produkte.
Torf wird aus trockengelegten Mooren gewonnen. Die Trockenlegung von Mooren fand in Deutschland größtenteils bereits im 19. und 20. Jahrhundert statt, um die Flächen für die Landwirtschaft nutzbar zu machen. Intakte oder renaturierte Moore spielen jedoch eine zentrale Rolle im Klimaschutz, da sie bis zu sechsmal mehr Kohlenstoff speichern als Wälder auf gleicher Fläche. Gleichzeitig sind sie wertvolle Lebensräume für zahlreiche seltene Tier- und Pflanzenarten und leisten einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der Biodiversität.
Aus diesen Gründen sieht auch das Klimaschutzprogramm 2030 der Bundesregierung vor, den Einsatz von Torf im Hobbygartenbau bis 2026 zu beenden und im Profigartenbau bis 2030 weitestgehend zu reduzieren.
Weitere Informationen zum Moorschutz finden Sie hier.
2. Wie fördert HORTICERT die Nachhaltigkeit von Torfersatzstoffen und Substraten?
Torf verursacht höhere CO₂eq-Emissionen als die meisten Torfersatzstoffe. Mit dem Kauf torffreier oder torfreduzierter Blumenerde leisten Sie einen Beitrag zum Klimaschutz. Doch wie wird die Nachhaltigkeit von Torfalternativen wie Grüngutkompost, Holzfasern oder kokosbasierten Produkten sichergestellt? Hier setzt das Zertifizierungssystem HORTICERT an.
HORTICERT prüft die ökologische, soziale und ökonomische Nachhaltigkeit von Torfersatzstoffen entlang der gesamten Lieferkette. Dazu gehört unter anderem der Schutz von ökologisch wertvollen Flächen, die umweltschonende Produktion sowie die Einhaltung von Menschen- und Arbeitsrechten. Diese Anforderungen werden durch Auditoren von unabhängigen Zertifizierungsstellen kontrolliert.
Darüber hinaus ermöglicht die HORTICERT-Methodik zur Berechnung von Treibhausgasemissionen transparente, verifizierbare und vergleichbare Aussagen zu Treibhausgaseinsparungen von torffreien oder torfreduzierten Blumenerden im Vergleich zu einem vorgegebenen Referenzmix aus 100 Prozent Torf. Ein weiteres wichtiges Element bei HORTICERT ist die Rückverfolgung der Lieferketten. So wird sichergestellt, dass die Nachhaltigkeitsanforderungen entlang des gesamten Produktionsprozesses eingehalten werden und dass nur nachhaltig produzierte und zertifizierte Mengen als solche verkauft werden können.
3. Woran erkenne ich HORTICERT-zertifizierte Erde?
HORTICERT-zertifizierte Produkte sind durch ein Logo gekennzeichnet. Dieses Logo bestätigt, dass das entsprechende Produkt die Anforderungen von HORTICERT an Nachhaltigkeit, Rückverfolgung der Lieferkette und Berechnung des CO2-Fußabdrucks erfüllt.
Das Logo kann mit weiteren Claims, also Aussagen über das Produkt, ergänzt werden. So kann die Treibhausgas-Einsparung im Vergleich zu einem torfhaltigen Referenzmix ausgewiesen sein. Weitere Informationen sind für Verbraucher zum Beispiel auf der Rückseite der Verpackung, oder durch einen QR-Code zugänglich. So werden Verbraucher dabei unterstützt eine umweltfreundliche und informierte Kaufentscheidungen zu treffen.
Weitere Informationen zu den HORTICERT Logos und Claims findest du hier.
4. Sind kokosbasierte Torfersatzstoffe wirklich nachhaltiger als Torf?
Kokosbasierte Torfersatzstoffe (z. B. Kokosmark, -fasern und -chips) spielen eine immer größere Rolle in der Substratindustrie. Da diese Produkte in der Regel per Schiff aus Ländern wie Indien und Sri Lanka nach Europa importiert werden, gibt es häufig Bedenken hinsichtlich ihres CO2-Fußabdrucks. Trotz des weiten Transportwegs sind die Transportemissionen pro Tonne durch die hohe Ladekapazität von Schiffen deutlich geringer als bei Lkws über die gleiche Distanz. Darüber hinaus erfolgt die Verarbeitung von Kokosnussschalen zu Torfersatzstoffen meist ressourcenschonend, oft unter Verwendung von Regenwasser und Sonnenenergie. Obwohl die Transportemissionen einen beträchtlichen Anteil an den gesamten Treibhausgasemissionen ausmachen, zeigen Studien, dass kokosbasierte Torfersatzstoffe insgesamt weniger Emissionen verursachen als Torf.
Bei dem Anbau und der Weiterverarbeitung kokosbasierter Torfersatzstoffe müssen jedoch auch soziale und ökologische Aspekte wie die Einhaltung von fairen Arbeitsbedingungen, Sicherheit am Arbeitsplatz und die korrekte und sichere Ausbringung von Düngemitteln berücksichtigt werden. Das Zertifizierungssystem für nachhaltige Torfersatzstoffe HORTICERT überprüft diese und weitere Nachhaltigkeitsanforderungen entlang der gesamten Lieferkette. So können Verbraucher sicher sein, dass kokosbasierte Torfersatzstoffe sowohl in ökologischer als auch in sozialer und ökonomischer Hinsicht nachhaltig produziert wurden. Weitere Infos zu kokosbasierten Torfersatzstoffen finden Sie hier in unserem Kokos-Factsheet.
5. Erfasst HORTICERT auch Qualitätsmerkmale von Torfersatzstoffen und Substraten?
Nein, der Fokus von HORTICERT liegt einzig auf der Nachhaltigkeit von Substraten und den Torfersatzstoffen, die sie enthalten. Qualitätsmerkmale können durch andere auf dem Markt befindliche Systeme erfasst werden – wie zum Beispiel durch das RAL Gütezeichen oder RHP.
6. Wie gewährleistet HORTICERT die Integrität der Zertifikate?
Zur Gewährleistung der Integrität von HORTICERT werden die HORTICERT-Anforderungen durch Auditoren unabhängiger Zertifizierungsstellen im Rahmen jährlicher Audits überprüft. Die Überprüfung durch eine Drittpartei ist wesentlich für die Transparenz und Glaubwürdigkeit des Zertifizierungssystems. Die Auditoren müssen erfolgreich ein Auditoren-Training absolvieren, um für die Durchführung des HORTICERT-Zertifizierungsaudits berechtigt zu sein.
Die Audits werden dann nach einem risikobasierten Ansatz durchgeführt. Dies bedeutet, dass ein besonderer Schwerpunkt auf Aspekte gelegt wird, bei denen der Auditor im Rahmen der Risikobewertung bereits vor dem Audit ein hohes Risiko festgestellt hat. Vor der Zertifikatsvergabe an den Systemnutzer werden sowohl der Auditbericht als auch die Zertifizierungsentscheidung von HORTICERT geprüft. Innerhalb der Gültigkeitsdauer des Zertifikats können unangekündigte Überwachungsaudits stattfinden.
Zusätzlich wird HORTICERT ein Integritätsprogramm entwickeln, um die Einheitlichkeit, Objektivität und Zuverlässigkeit von Audits und Zertifizierungsprozessen weiter zu stärken. Dabei wird es sich um ein Tool handeln, welches eine genauere Überwachung der Audit- und Zertifizierungstätigkeiten der Zertifizierungsstellen und der Einhaltung von HORTICERT-Anforderungen durch Unternehmen mittels einer Integritätsbewertung ermöglichen, welche eine Bewertungen von Büros der Zertifizierungsstellen und HORTICERT-Zertifikatsinhabern beinhaltet, die stichprobenartig oder gezielt nach Risikobewertungen oder Beschwerden durchgeführt werden.
FRAGEN VON SYSTEMNUTZERN UND ZERTIFIZIERUNGSSTELLEN
1. Wie stelle ich eine lückenlose HORTICERT-Zertifizierung sicher?
Ein HORTICERT-Zertifikat ist jeweils ein Jahr gültig und erfordert daher jährliche Rezertifizierungsaudits. Zwischen dem Audit und der Ausstellung des neuen Zertifikats kann ein Zeitraum von maximal 60 Tagen liegen, in dem der Systemnutzer mögliche Nichtkonformitäten beheben und der Auditor den Audit-Report finalisieren kann. Um eine lückenlose HORTICERT-Zertifizierung zu gewährleisten, muss der Termin für die Rezertifizierung daher rechtzeitig festgelegt werden.
2. Können Auditoren, die auch als Freelancer tätig sind, ein HORTICERT-Audit durchführen?
Ja, solange der Auditor für eine von HORTICERT anerkannte Zertifizierungsstelle arbeitet und das HORTICERT Auditoren-Training erfolgreich abgeschlossen hat, kann ein HORTICERT-Audit auch von einem Freelancer durchgeführt werden. Mehr Informationen zu Zertifizierungsstellen finden Sie hier.