Zertifizierung nachhaltiger und klimafreundlicher Torfersatzstoffe

HORTICERT ist ein internationales Zertifizierungssystem zur Absicherung ökologischer, sozialer und ökonomischer Nachhaltigkeitskriterien für Torfersatzstoffe sowie Blumenerden und Kultursubstrate.

Torfersatzstoffe sind organische und mineralische Materialien, die bei der Herstellung von Blumenerden für den Hobbygartenbau sowie von Kultursubstraten für den Profigartenbau verwendet werden. Mit ihrer Hilfe kann der Torfanteil in Substraten stark reduziert oder vollständig ersetzt werden.

HORTICERT stellt sicher, dass die verwendeten Torfersatzstoffe in torffreien und torfreduzierten Blumenerden und Kultursubstraten ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltig produziert wurden. Torfersatzstoffe haben zudem meist einen geringeren CO2-Fußabdruck als Torf. HORTICERT hat eine einheitliche Methodik zur Berechnung von Treibhausgasemissionen entwickelt, welche Aussagen zur Treibhausgaseinsparung von torffreien und torfreduzierten Blumenerden und Kultursubstraten im Vergleich zu herkömmlichen Produkten mit einem hohen Torfanteil erlaubt. Unter HORTICERT können Torfersatzstoffe wie Grüngutkompost, Holzfasern und kokosbasierte Produkte, aber auch jegliche andere Torfersatzstoffe zertifiziert werden. HORTICERT fördert damit den nachhaltigen und klimafreundlichen Gartenbau mit reduzierten CO2-Emissionen.

Gartenbau & Zertifizierung

Was bedeutet HORTICERT?  

Der Name HORTICERT verbindet die englischen Begriffe „Horticulture“ (Gartenbau) und „Certification“ (Zertifizierung) und unterstreicht die internationale Ausrichtung des Zertifizierungssystems.

Elemente des Zertifizierungssystems

Die vier wesentlichen Elemente von HORTICERT umfassen die risikobasierte Überprüfung ökologischer, sozialer und ökonomischer Nachhaltigkeitskriterien, die Treibhausgasberechnung der Torfersatzstoffe sowie finalen Blumenerden und Substrate, die Rückverfolgung von Lieferketten und die Systemstruktur des Zertifizierungssystems.

Ökologische, soziale und ökonomische Nachhaltigkeit

HORTICERT überprüft die ökologische, soziale und ökonomische Nachhaltigkeit von Torfersatzstoffen entlang der gesamten Wertschöpfungskette von der Gewinnung der Torfersatzstoffe bis zur Inverkehrbringung der fertigen Substrate. Um die Nachhaltigkeit verschiedener Torfersatzstoffe auf der ganzen Welt sicherzustellen, hat HORTICERT sieben Nachhaltigkeitsprinzipien aufgestellt.

Treibhausgasberechnung

HORTICERT erfasst den individuellen CO2-Fußabdruck der verwendeten Rohstoffe, der daraus hergestellten Substratkomponenten und finalen Substrate. Bei der Treibhausgasberechnung werden unter anderem die Nutzung von Rohstoffen, Wasser-, Energie und Kraftstoffverbrauch der Produktionsanlagen, die Entsorgung von Abfällen sowie Transportemissionen berücksichtigt. Durch die einheitliche Berechnungsmethode kann das torffreie oder torfreduzierte Substrat mit einem herkömmlichen, torfhaltigen Substrat als Referenzprodukt verglichen werden.

Rückverfolgung der Lieferketten

Die Rückverfolgung der Lieferketten stellt sicher, dass die Nachhaltigkeitsanforderungen entlang des gesamten Produktionsprozesses von der Gewinnung der Rohstoffe bis zur Herstellung des finalen Produkts eingehalten werden. Außerdem wird sichergestellt, dass nicht mehr Material als nachhaltig verkauft wird, als tatsächlich nachhaltig produziert und zertifiziert wurde. Für die Rückverfolgung der Lieferketten unter HORTICERT wird künftig ein eigens für diesen Zweck entwickeltes, digitales Rückverfolgungssystem eingesetzt.

Systemstruktur

HORTICERT wurde in einem offenen Multi-Stakeholder-Prozess gemeinsam mit Vertretern aus Substratindustrie, Handel, Politik, wissenschaftlichen Institutionen sowie NGOs entwickelt. Derzeit beteiligen sich über 40 nationale und internationale Organisationen am Multi-Stakeholder-Dialog.

Entwicklung von HORTICERT

Im Rahmen des Klimaschutzplans 2050 der Deutschen Bundesregierung sowie der im Juli 2022 veröffentlichten Torfminderungsstrategie des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) soll in Deutschland der Einsatz von Torf im Hobbygartenbau bis 2026 beendet und im Profigartenbau bis 2030 weitestgehend reduziert werden.

Vor diesem Hintergrund hat das BMEL die Meo Carbon Solutions GmbH mit der Entwicklung und Implementierung eines international ausgerichteten Zertifizierungssystems für Torfersatzstoffe beauftragt. Das Projekt wird durch das BMEL aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestags gefördert und unter Projektträgerschaft der Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR) durchgeführt.

Durch die Zertifizierung von Torfersatzstoffen unterstützt HORTICERT das Ziel der Torfminderung und stellt sicher, dass nachhaltige und klimafreundliche Alternativen zu Torf verwendet werden. Nach Ende der Förderung des Projekts im Jahr 2025 wird HORTICERT als alleinstehendes, unabhängiges Zertifizierungssystem fortgeführt.

Neben HORTICERT fördert das BMEL im Rahmen der Torfminderungsstrategie außerdem zahlreiche Forschungs- und Entwicklungsprojekte sowie Modell- und Demonstrationsvorhaben, wie zum Beispiel die Projekte „Hobby-Gartenbau mit torfreduzierten und torffreien Substraten auf Basis nachwachsender Rohstoffe“ (HOT) und „Fachinformation für Gartenbaubetriebe zur Umstellung auf torffreie und torfreduzierte Kultursubstrate“ (FiniTo). Im Themenweb Torfersatz der FNR ist eine Auflistung aller geförderten Projekte zu finden.