Moorschutz ist Klimaschutz
Warum Torf ersetzen?
Global betrachtet ist Torf noch immer der meistverwendete Ausgangsstoff für Blumenerden und Substrate. Der Abbau von Torf in trockengelegten Mooren ist jedoch mit hohen Treibhausgasemissionen verbunden, die insbesondere während der Nutzungs- und Nachnutzungphase des abgebauten Torfs entstehen. Torf entsteht durch die Anreicherung von nicht oder kaum zersetztem organischem Material unter Sauerstoffabschluss. Dieser Prozess findet in intakten, wassergesättigten Mooren statt. Intakte Moore binden sechsmal mehr Kohlenstoff im Boden als Wälder auf gleicher Fläche* und sind daher von großer Bedeutung für den Klimaschutz.
Ein Großteil der Moorflächen in Deutschland wurde im 19. und 20. Jahrhundert trockengelegt, um die Flächen für die Landwirtschaft nutzbar zu machen. Aufgrund des Kontakts mit Sauerstoff kommt es in entwässerten, degradierten Mooren zur Zersetzung von Torf. Neben Kohlenstoffemissionen entweicht dabei auch das deutlich klimaschädlichere Lachgas. Durch die Emission von diesen Treibhausgasen beschleunigen entwässerte Moore den Klimawandel.
In den meist seit langem trockengelegten Mooren wird Torf als Komponente von Blumenerden und Substraten abgebaut. Auch im Substrat finden Zersetzungsprozesse des Torfs statt, welche Treibhausgasemissionen verursachen. Dadurch hat Torf häufig einen schlechteren CO2-Fußabdruck als viele Torfersatzstoffe.
Geschichte der Torfreduktion
Beginn des Trockenlegens europäischer Moore
Ob für landwirtschaftliche Zwecke, den Siedlungsbau oder zur Energiegewinnung – das Trockenlegen von Mooren und Torfstechen wird während des 17. Jahrhunderts in Europa wirtschaftlich und kulturell als „Fortschritt“ angesehen.*
Erste Forschungen zum Lebensraum „Moor“
1658 wird das erste wissenschaftliche Buch zu Mooren veröffentlicht. Es beinhaltet bereits ein Kapitel zur Funktion sowie zur Renaturierung von Mooren. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse aus dem Jahre 1764 lassen vermuten, dass die Renaturierung von Mooren nur langsam zu Ergebnissen führen könnten.
Entwässerungsmaßnahmen spiegeln soziale und politische Verhältnisse wider
Während des zweiten Weltkrieges wurden oftmals Strafgefangene oder Menschen aus benachteiligten Bevölkerungsgruppen für Trockenlegungsarbeiten in Mooren eingesetzt.
Die Industrialisierung der Landwirtschaft führt zunehmend zu einer systematischen Trockenlegung von Mooren
In Europa steht die Trockenlegung von Moorgebieten im Mittelpunkt der Moorbewirtschaftung. Die Industrialisierung der Landwirtschaft hat die großflächige Trockenlegung von Mooren „vor allem in der gemäßigten Klimazone der Nordhalbkugel noch einmal stark beschleunigt“.* Viele Industriestaaten haben heute daher nur noch wenige natürliche Moore.
18 Nationen beschließen die Ramsar-Konvention, welche zum „Schutz von Feuchtgebieten, insbesondere als Lebensraum“ dient
Das Abkommen basiert auf einer freiwilligen Beteiligung der Staaten und ist somit nicht rechtlich bindend. Die Ramsar-Konvention stellt bislang das einzige Abkommen zum Schutz von Feuchtgebieten dar. Im Jahr 2021 verzeichnet die Ramsar-Konvention 172 teilnehmende Länder.
Der Weltklimarat bezeichnet Torf als Quelle für Treibhausgasemissionen
In seinen Richtlinien kategorisiert der Weltklimarat im Jahre 1996 Torf erstmals als fossilen Brennstoff.
Die Renaturierung von Mooren nimmt an Bedeutung zu
Warnhinweise von Wissenschaftlern erhalten zunehmende Aufmerksamkeit, erste Moorschutzprojekte werden ins Leben gerufen. Während Moore eine lange Zeit als „nutzlos“ und „gefährlich“ angesehen wurden, werden sie heute vielmehr „als unersetzbare Naturräume geschätzt, die aktiv verteidigt werden müssen.“*
Verabschiedung des Klimaschutzplans 2050 der deutschen Bundesregierung zur Umsetzung des Pariser Klimaabkommens 2015
Der Klimaschutzplan legt sektorspezifische Emissionsminderungs- und Klimaschutzziele fest. Moore sollen durch die Reduzierung und zukünftige Einstellung des Torfabbaus geschützt werden. Außerdem sieht Deutschland von der weiteren „Umwandlung von Moorböden“ ab.*
Die Umweltversammlung der Vereinten Nationen verabschiedet eine Resolution zum Moorschutz
Alle Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen werden aufgefordert, „sich verstärkt für den Schutz, die nachhaltige Nutzung und die Wiederherstellung von Mooren und Moorböden weltweit einzusetzen.“*
Die Bundesregierung beschließt das Klimaschutzprogramm 2030
Das Programm dient der Umsetzung des Klimaschutzplans 2050 und beinhaltet unter anderem Maßnahmen zum „Schutz von Moorböden“ – einschließlich der „Reduzierung der Torfverwendung in Kultursubstraten“.*
Europa verliert weiter seine natürlichen Moore
In Europa sind inzwischen mehr als 50% der Moore trockengelegt.
HORTICERT – Entwicklung eines Zertifizierungssystems für Torfersatzstoffe
Das BMEL beauftragt die Meo Carbon Solutions GmbH (MCS) mit der Entwicklung und Implementierung eines international ausgerichteten Zertifizierungssystems für Torfersatzstoffe. Das Projekt wird unter Projektträgerschaft der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) e.V. durchgeführt. MCS startet Ende 2021 mit der Entwicklung des theoretischen Zertifizierungskonzepts.
Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) beschließt die nationale Moorschutz- und Torfminderungsstrategie
Die Strategie sieht vor, den Torf-Einsatz „als Kultursubstrat und Bodenverbesserer“ weitestgehend zu reduzieren und, wo möglich, auf torffreie, klimafreundliche Alternativen umzusteigen. Der Einsatz von Torf soll im Hobbygartenbau bis 2026 eingestellt und im Erwerbsgartenbau bis 2030 weitestgehend reduziert werden.
HORTICERT – Pilotphase und Optimierung
Um das entwickelte Zertifizierungskonzept in der Praxis zu testen, führt MCS Pilot-Zertifizierungen durch. Basierend auf den Ergebnissen wird das HORTICERT-Konzept weiterentwickelt und optimiert. Darüber hinaus werden Nachhaltigkeits-Checklisten sowie Systemdokumente für die Zertifizierungsprozesse erstellt.
HORTICERT – Implementierung in den Regelbetrieb
Nach erfolgreichem Abschluss der Pilotphase können erste offizielle HORTICERT-Zertifikate ausgestellt werden. So können Torfersatzstoff- und Erdenhersteller nachweisen, dass ihr Produkt entlang der gesamten Lieferkette nachhaltig produziert wurde.
Moore als wichtige Ökosysteme
Neben ihrer bedeutenden Rolle als Kohlenstoffsenke sind Moore außerdem Lebensraum für seltene Arten, die sich über Jahrtausende an die extremen Bedingungen im Moor angepasst haben. Somit sind Moore ein wichtiger Bestandteil zum Erhalt der Biodiversität.
Intakte Moore dienen dem Hoch- und Grundwasserschutz.
Moore sind in der Lage, große Wassermengen aufzunehmen und nur langsam wieder abzugeben. Damit können Überflutungen und Hochwasser verhindert werden. Der Trinkwasserqualität nützen Moore als Wasserfilter*.
Torfersatzstoffe haben das Potential, Torf in der Substratherstellung teilweise oder vollständig zu ersetzen und damit den Torfabbau zu reduzieren. Dadurch werden Treibhausgasemissionen reduziert und Moore als wertvolle Ökosysteme geschützt. Daher ist die Förderung geeigneter und nachhaltiger Torfalternativen von entscheidender Bedeutung, um das Ziel einer torfschonenden Substratindustrie zu erreichen.